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Beitrag vom 20.04.2009
BÄNKE - Drei Denkorte in Dresden
AVIVA-Redaktion
"Bänke" ist ein Kunstprojekt der Dresdner Künstlerin Marion Kahnemann, das sich gegen Ausgrenzung, Fremdenhass, Gleichgültigkeit und Intoleranz richtet. Drei prominente Parks der Stadt - die ...
... Brühlsche Terrasse, der Blüherpark und der Große Garten – stehen stellvertretend für die öffentlichen Grünanlagen in Dresden, die ab 1940 von JüdInnen nicht mehr betreten werden durften.
Die Künstlerin ersetzt an diesen drei Standorten jeweils eine vorhandene Bank durch eine gläserne Bank, in deren Lehne die Aufschrift "HINSEHEN" ausgespart wird. Neben der Bank ist ein Textband aus Eisenguss mit dem Zitat "NUR FÜR ARIER" und mit dem Hinweis auf die entsprechenden Polizeiverordnungen, passend zu den Besonderheiten des jeweiligen Ortes in Deutsch und in Englisch in den Boden eingelassen. Die Aufschrift "NUR FÜR ARIER" war während der Zeit des Nationalsozialismus auf Bänken in ganz Deutschland zu lesen.
Ziel des Kunstprojektes ist es, nicht nur die öffentliche Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung zu visualisieren und damit bewusst zu machen, sondern auch für heutige Ausgrenzungsmechanismen zu sensibilisieren.
Mit der Installation der gläsernen Bänke sollen Orte des Nachdenkens und der kreativen Verstörung geschaffen werden. Sie sollen zu Diskussionen anregen und ein lokales geschichtliches Bewusstsein fördern. Das ist besonders wichtig in einer Stadt, die von Jahr zu Jahr attraktiver für Neonazis wird und in der diese seit den letzten Wahlen sowohl im Landtag, im Stadtparlament als auch in sämtlichen Kreistagen vertreten sind.
In den letzten Jahren haben rechtsradikale Kräfte immer wieder versucht, wichtige Ereignisse der Stadt, darunter vor allem das Gedenken um den 13. Februar, für ihre Zwecke zu missbrauchen. Rechtsradikale aus dem gesamten Bundesgebiet reisen jedes Jahr an diesem Tag nach Dresden. Diese Demonstrationen haben immer wieder die Neue Synagoge zum Ziel, was für große Betroffenheit in der Jüdischen Gemeinde sorgt und alte Ängste wieder aufleben lässt.
Das Projekt "BÄNKE – Drei Denkorte in Dresden" wurde von der Parkverwaltung zunächst abgelehnt, da sie "eine Zerstörung der Bänke" befürchtete, was dem Ansehen der Stadt schaden würde, und zudem gegen eine politische und historische Auseinandersetzung an touristischen Orten war. Gefördert wurde es schließlich von der "Stiftung Zurückgeben".
Das Kunstprojekt BÄNKE – Drei Denkorte in Dresden wird am Dienstag, den 21. April 2009 um 17 Uhr auf der Brühlschen Terrasse (Nähe Lipsiusbau) in Dresden eingeweiht.
Weitere Infos zur Künstlerin:
www.dresden-art.de/Kuenstler/kahnemann
Kontakt: mkahnemann@yahoo.de